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Positionspapier überreicht: Niedersachsen soll maßgebliche Rolle spielen beim Aufbau einer sicheren dezentral vernetzten Dateninfrastruktur in Europa

21. April 2022

Digitalisierung bedeutet, schnell und überall auf eine Vielzahl von Diensten zugreifen zu können. Innovationstreiber dabei ist der Einsatz von Cloud-Infrastrukturen, wobei die digitale europäische Souveränität davon abhängt, eigene Standards für IT-Ökosysteme zum sicheren Umgang mit Daten und Diensten zu entwickeln und zu betreiben. Um den Aufbau einer solchen leistungs- und wettbewerbsfähigen Dateninfrastruktur für Europa geht es bei der Initiative Gaia-X. Künftig sollen Daten offen miteinander vernetzt werden. Das gemeinsame Konzept zum Datenmanagement basiert auf dem Prinzip der Dezentralisierung.

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Niedersachsen und auch niedersächsische Unternehmen sind bereits sehr aktiv bei Gaia-X. Das Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN), das die Kräfte in Forschung und Wissenschaft in seinen Zukunftslaboren bündelt und den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft vorantreibt, sieht deshalb große Chancen, Niedersachsen als maßgeblichen Mitgestalter von Gaia-X zu positionieren. Ein entsprechendes Positionspapier haben deshalb Vertreterinnen und Vertreter des ZDIN heute in Hannover an Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler und Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle übergeben.

Das Positionspapier finden Sie hier zum Download.

Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Wir müssen Europas Digitalisierung unabhängiger machen von den mächtigen IT-Konzernen aus den USA und China. Dafür brauchen wir sichere und vertrauenswürdige Cloud-Infrastrukturen. Wissenschaft und Wirtschaft, alle Nutzerinnen und Nutzer sollen Daten sammeln und miteinander teilen können – aber so, dass sie darüber die Kontrolle behalten. Sie selbst sollen festlegen, was mit ihren Daten passiert und wo sie gespeichert werden. Niedersächsische Forscherinnen und Forscher sind schon jetzt in der europäischen Initiative Gaia-X sehr aktiv. Dies wollen wir weiter unterstützen, denn Gaia-X hat das Potenzial, den Standard für den vertrauenswürdigen Datenaustausch in Wirtschaft und Wissenschaft zu setzen. Als wir 2018 das ZDIN gemeinsam mit der Wissenschaft aufgebaut haben, war ein Ziel, dass die dort aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler uns als Landesregierung beraten. Das nun überreichte Papier zeigt einmal mehr, dass das ZDIN diese Aufgabe erfolgreich umsetzt. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Stefan Muhle, Staatssekretär für Digitalisierung im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung: „Die Kompetenz zur Nutzung von Daten ist für Unternehmen ein zunehmend wichtiger Wettbewerbsfaktor. Aber auch der faktische Zugang zu Daten ist von großer Bedeutung. Nicht zuletzt die Schlüsseltechnologien der Künstlichen Intelligenz profitieren hierbei von einer einheitlichen Dateninfrastruktur, die technisch die Verfügbarkeit von Daten sicherstellt und ihre Verknüpfung ermöglicht. Das im Rahmen von Gaia-X entstehende ‚digitale Ökosystem‘ baut darauf, über offene Schnittstellen und bestehende Standards vorhandene zentrale und dezentrale Infrastrukturen zu vernetzen und so den Wert von Daten zu aggregieren und zu steigern, sowie die Kosten der Kommerzialisierung von Daten zu reduzieren. Damit legt Gaia-X einen wichtigen Grundstein für fairen Wettbewerb und datengetriebene Innovation.“

Dr.-Ing. Agnetha Flore, Geschäftsführerin des ZDIN: „Aus unseren sechs Zukunftslaboren engagieren sich bereits mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv für Gaia-X. Deshalb war es uns als Koordinierungsstelle wichtig, dieses Knowhow in einem Arbeitskreis Cloud zu bündeln und den branchenübergreifenden Austausch zwischen den Expertinnen und Experten zu fördern. Dies ermöglicht es, Kooperationsverbünde zu bilden, um sich gemeinsam auf Ausschreibungen zu bewerben. Dass diese interdisziplinäre Zusammenarbeit erfolgreich ist, unterstreicht das Positionspapier des Arbeitskreises. Mit vereinten Kräften können starke Akzente gesetzt und richtungsweisende Empfehlungen ausgesprochen werden.“

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nebel, Direktoriumsvorsitzender des ZDIN, OFFIS e.V. – Institut für Informatik: „Mit der zunehmenden ja ausschlaggebenden Bedeutung von Daten steigt der Wunsch nach Datensicherheit und -souveränität sowohl bei Wirtschaftsunternehmen und der Verwaltung als auch bei Forschungseinrichtungen. Dies erfordert neue Konzepte und einen europäischen Sicherheitsstandard, weshalb Gaia-X von sehr hoher Bedeutung ist. Das Land Niedersachsen benötigt eine Strategie, wie es in den nächsten Jahren mit dem Thema Gaia-X umgehen will. Deshalb verfassten wir im ZDIN-Arbeitskreis Cloud ein Positionspapier, in dem wir den Nutzen von Gaia-X für Niedersachsen darlegen, die Aktivitäten der niedersächsischen Wissenschaft in diesem Themengebiet sichtbar machen und Handlungsempfehlungen für die Politik aufzeigen.“

Prof. Dr. Norbert Lossau, Vizepräsident für Digitalisierung und Infrastrukturen der Georg-August-Universität Göttingen: „Nachhaltige, digitale Wissensspeicher sind für die heutige Wissenschaft und Forschung eine unverzichtbare Voraussetzung, um neue Erkenntnisse, neue Forschungsansätze und Innovationen zu generieren. Dies gilt insbesondere für die transdisziplinären Zukunftslabore, wie sie im ZDIN, dem Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen, zusammengefasst sind. Für eine erfolgreiche Vernetzung innerhalb der Wissenschaft, wie auch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, braucht es vertrauenswürdige, zuverlässige und sichere digitale Räume, die ein Arbeiten nach klar definierten Regeln und Standards ermöglichen und unterstützen. Basis dafür bietet ein souveränes und strukturiertes Datenmanagement, das dauerhaft den sicheren Umgang mit Daten und Diensten garantiert. Cloud-Lösungen wie die EOSC oder Gaia-X sind solche Angebote, die gerade mit hoher Geschwindigkeit entwickelt werden und die eine Voraussetzung für ein digital souveränes Europa sind. Die Übergabe des Positionspapiers des ZDIN-Arbeitskreises Cloud markiert für die Zukunft des Wissenschaftsstandorts Niedersachsen einen wichtigen Schritt.“

Benedikt Hüppe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Unternehmerverbände Niedersachsen e.V.: „Sichere Cloud-Infrastrukturen sind die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Unsere digitale europäische Souveränität hängt davon ab, eigene Standards für IT-Ökosysteme zum sicheren Umgang mit Daten und Diensten zu entwickeln und diese betreiben zu können. Mit der Einführung von Gaia-X ergänzt durch neue Förderformate und Wissensnetzwerke kommen wir diesem Ziel einen deutlichen Schritt näher und ermöglichen neue Geschäftsmodelle und Effizienzsteigerungen.“

Hintergrund:
Gaia-X wurde 2019 als europäische Initiative zur Sicherung der Datensouveränität begonnen. Wesentliches Merkmal ist die Etablierung einer Infrastruktur, die Daten aus Wissenschaft und Wirtschaft zur gemeinsamen Nutzung und damit zur Förderung von Innovation und Transfer zusammenführt. In einem offenen und transparenten digitalen Ökosystem sollen Daten und Dienste verfügbar gemacht, zusammengeführt, vertrauensvoll geteilt und genutzt werden können. Die Architektur von Gaia-X basiert auf dem Prinzip der Dezentralisierung. Es entsteht also keine neue Cloud, sondern ein vernetztes System, das viele Anbieter von Cloud-Diensten miteinander verbindet.

 

(Bild Adobe Stock_281647661_Alex)

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