Konstituierende Sitzung der 9. Regierungskommission „Circular Economy“
23. Oktober 2024
Minister Meyer: „In Kreislaufwirtschaft, Recycling und nachhaltiger Produktion stecken große Chancen für die Umwelt und den Wirtschaftsstandort Niedersachsen“
Am (heutigen) Mittwoch hat die 9. Regierungskommission der Niedersächsischen Landesregierung zum Thema „Circular Economy“ ihre Arbeit aufgenommen. Im Fokus der neuen Kommission steht die Weiterentwicklung der klassischen Kreislaufwirtschaft zu einer Circular Economy, um den Herausforderungen des Klimaschutzes und der Ressourcensicherung zu begegnen. Zu den rund 20 Mitgliedern der Kommission zählen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Umweltverbänden, kommunalen Spitzenverbänden, Wissenschaft und Verwaltung. Den Vorsitz der unabhängigen Kommission übernimmt Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG.
In seiner Eröffnungsrede betonte Umweltminister Christian Meyer die zentrale Rolle der Circular Economy: „Wir haben nur diese eine Erde und wir müssen ihre Reichtümer und Rohstoffe auch für kommende Generationen nachhaltig nutzen. Die Circular Economy steht für einen zukunftsweisenden Ansatz, der ökologische Verantwortung und wirtschaftliches Handeln miteinander verbindet. Langlebigkeit von Produkten, sparsame und zirkuläre Rohstoffwiederverwendung, nachhaltiger Konsum und innovative Weiterverwendung von Produkten bieten große Chancen für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen. Angesichts der Klimakrise und knapper werdender Rohstoffe müssen wir die Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, grundlegend ändern. Durch die effiziente Nutzung von Ressourcen, die Verringerung von Abfällen und Emissionen sowie den Einsatz von Sekundärrohstoffen können wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch die Widerstandsfähigkeit unserer Lieferketten erhöhen und die Rohstoffversorgung langfristig sichern. In Niedersachsen gibt es bereits zahlreiche Unternehmen, die hier vorangehen und innovative Lösungen entwickeln. Unser Ziel ist, diese Unternehmen zu unterstützen und die Circular Economy in allen Bereichen konsequent auszubauen. Deswegen widmet sich die 9. Regierungskommission diesem wichtigen Thema.“
Im Rahmen der konstituierenden Sitzung im Gästehaus der Landesregierung in Hannover wurden die Mitglieder der Regierungskommission vorgestellt und die wesentlichen Handlungsfelder skizziert:
- Zirkuläres Produktdesign: Entwicklung langlebiger, reparierbarer und ressourcenschonender Produkte
- Circular Society: Förderung eines nachhaltigen Konsums und eines verantwortungsvollen Umgangs mit Produkten
- Gewinnung und Einsatz von Sekundärrohstoffen: Nutzung recycelter Materialien in der Bauwirtschaft und anderen Branchen
- Umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalien: Sicherstellung eines nachhaltigen Umgangs mit gefährlichen Stoffen
Die 9. Regierungskommission soll in diesen vier Themenfeldern in den nächsten drei Jahren möglichst konkrete niedersächsische Frage- und Problemstellungen aufgreifen und Lösungsansätze und -vorschläge erarbeiten, wie nachhaltiges Wirtschaften und Konsumieren aussehen kann. Die Circular Economy verfolgt dabei den Ansatz, Produkte so lange wie ökologisch und ökonomisch sinnvoll in der Nutzung zu halten und mit minimalem Einsatz kritischer Rohstoffe herzustellen. Dabei sollen die Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Konsum bis zur Nutzung – gesenkt werden. Laut Schätzungen einer OECD-Studie und des Circular Gap Reports besitzt die Circular Economy das Potenzial, die globalen Treibhausgasemissionen um knapp 40 Prozent und den Verbrauch von Rohstoffen um knapp 30 Prozent zu reduzieren. Aktuell sind jedoch nur 7,2 Prozent der globalen Weltwirtschaft zirkulär. „Die Circular Economy kann also einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, unsere Wirtschaft klimaneutral aufzustellen“, so Minister Meyer.
Bei seiner Rede im Gästehaus erklärte Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender Salzgitter AG: „Die Salzgitter AG strebt an, ein führendes Unternehmen in der Circular Economy zu werden. Dies ist das vielversprechendste und nachhaltigste Geschäftsmodel und trägt den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Ansprüchen an uns als Stahl- und Technologie-Konzern Rechnung. Hierfür haben wir die besten Voraussetzungen, denn Stahl ist und bleibt der industrielle Werkstoff Nummer 1 – und er ist nahezu unendlich recycelbar. Doch wir denken Circularity noch umfangreicher. Im Rahmen von SALCOS® – Salzgitter Low CO2 Steelmaking und dem Umbau der Stahlproduktion werden wir den Einsatz von Stahlschrott zur Produktion CO2 armen Stahls noch steigern und unsere Closed Loops mit Kunden ausbauen, um geschlossene Materialkreisläufe weiter zu etablieren. Mit dieser tiefgreifenden Transformation sind wir führend in der europäischen Stahlindustrie und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung der Grundstoffindustrien. Das ist unser Beitrag, die Klimaziele Niedersachsens und Deutschlands zu erreichen, mit einem wirtschaftlich erfolgreichen Geschäftsmodel. Diese Erfahrungen möchte ich in die Arbeit der Regierungskommission einbringen, um die Wirtschaft in Niedersachsen weiterhin mitzugestalten.“
Benedikt Hüppe, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN) sagt: „Ressourcenschutz und -nutzung ist nicht nur wichtig für die Umwelt, sondern auch für Unabhängigkeit, Resilienz und im internationalen Wettbewerb, in dem die niedersächsische Wirtschaft steht. Circular Economy bietet Deutschland die Chance, eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen und dadurch internationale Standards mitzugestalten. Wir befinden uns in einem langfristigen Wandel in der Wirtschaft, der alle Branchen betrifft und zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit notwendig ist. Die Transformation der Wirtschaft läuft jetzt; wir haben keine vier oder fünf Jahre Zeit. Die Empfehlungen, die wir in dieser Kommission erarbeiten, müssen daher schnell umgesetzt werden.“
Im Rahmen der konstituierenden Sitzung der Regierungskommission hat die TU Clausthal, die ebenfalls Mitglied der Kommission ist, erste Zwischenergebnisse ihres Projekts „Circular Region SüdOstNiedersachsen“ vorgestellt. Gefördert vom Niedersächsischen Umweltministerium und in Kooperation mit dem REWIMET e.V. hat sich die TU Clausthal erfolgreich bei der Europäischen Kommission um die Aufnahme in die „Circular Cities and Region Initiative“ beworben und ihre Arbeiten zur Entwicklung einer Circular Region in Niedersachsen intensiviert. Um über den aktuellen Stand und die Perspektiven nach den ersten zwei Projektjahren zu informieren, hat die TU Clausthal in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium die Broschüre „Circular Economy – Chancen für Regionen“ erstellt.