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Bündnis NIEDERSACHSEN PACKT AN | Spitzentreffen am 23. September 2024

23. September 2024

Gemeinsame Handlungsempfehlungen für eine verbesserte und beschleunigte Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Niedersachsen  – Erklärung der Bündnispartnerinnen und -partner

In Deutschland gibt es aktuell einen großen Fachkräfte- und Arbeitskräftebedarf. Gleichzeitig steht das Land vor enormen integrationspolitischen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund haben die Partnerinnen und Partner des Bündnisses NIEDERSACHSEN PACKT AN gemeinsame Handlungsempfehlungen für eine strategische Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten vereinbart.

Die Handlungsempfehlungen sind das Ergebnis eines intensiven Erörterungsprozesses im Bündnis mit dem Ziel, den Eintritt in die Arbeitswelt für geflüchtete Menschen und ihre Integration in Unternehmen zu beschleunigen. Gemeinsam haben die führenden Verbände und Institutionen Niedersachsens damit begonnen, Hürden am Arbeitsmarkt abzubauen und die Erwerbsteilhabe der hier lebenden Geflüchteten noch stärker als bislang zu fördern. Um diese Ziele zu erreichen, haben die Partnerinnen und Partner des Bündnisses am Montag, 23. September 2024, den Ausbau der intensiven Zusammenarbeit vereinbart. Im Rahmen quartalsweiser Treffen werden die Handlungsfelder aus den Empfehlungen einem
regelmäßigen Monitoring und Controlling unterzogen. Diese Arbeitstreffen finden unter der Leitung der Staatskanzlei mit allen Partnerinnen und Partnern des Bündnisses statt.
Entsprechend der sechs Handlungsfelder finden ergänzend dazu spezialisierte Treffen auf Arbeitsebene unter Leitung der entsprechenden Ministerien statt (Beispiel: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) im Bereich Sprachförderung).

Die Partnerinnen und Partner des Bündnisses NIEDERSACHSEN PACKT AN eint das Ziel einer qualitativ verbesserten, unbürokratischen und nachhaltigen Arbeitsmarktintegration aller geflüchteten Menschen. Ein Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich beruflich weiter zu entwickeln, erhöhen die Motivation, die deutsche Sprache noch engagierter zu lernen und sich auch in der Freizeit auf die neue Heimat einzulassen, Kontakte zu knüpfen und anzukommen. Einfache und qualifizierte Beschäftigungen entlasten gleichzeitig unsere Sozialsysteme. Die Akzeptanz von Geflüchteten steigt.

Zentrale Punkte der Handlungsempfehlungen:
• Gespräche politischer Stakeholder aus Niedersachsen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), um die Sprach- und Integrationskurs-Versorgung besonders in ländlichen Regionen zu verbessern,
• das gemeinsame Ziel, unbesetzte Stellen verstärkt Geflüchteten anzubieten,
• mehr Angebote für „Training on the job“, Brückenmaßnahmen, Praktika/Hospitationen, das Werben für und Informieren der Arbeitgebenden über niederschwellige Einstiegs-, Beratungs- und Förderangebote,
• das Vermitteln von direkten Ansprechpartnerinnen und -partner für die Betriebe in den Ausländerbehörden und zuständigen Stellen, wie Arbeitsagenturen, Jobcentern, Start Guides, IFHa (Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk) und IQ-Netzwerk,
• praktische Handreichungen („Blaupausen“, Best Practice) für Betriebe zum Einstieg von Geflüchteten im Unternehmen,
• weitere Jobmessen in Mittel- und Grundzentren, wo diese besonders gut angenommen werden, Formate zur Aktivierung von migrantischen Frauen,
• Ausbau und Nutzung der Job-BSK (Berufssprachkurse) und Azubi-Sprachkurse,
• Veranstaltungen zu Patenschaften und sozialem Mentoring, um neben der betrieblichen auch die außerbetriebliche, soziale Begleitung weiter zu stärken

Zitate der Bündnispartnerinnen und -partner:

Ministerpräsident Stephan Weil: 
„Wir möchten erwachsene Geflüchtete mit Bleibeperspektive in Niedersachsen möglichst schnell in Arbeit bringen, weil sie dann eine bessere Chance auf eine rasche gesellschaftliche Integration haben. Gleichzeitig bekommen unsere Betriebe dringend notwendige Arbeitskräfte und unsere Sozialsysteme werden entlastet. Viele Geflüchtete möchten gerne schnell ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und auch beruflich hier ankommen. Natürlich sind Sprachkurse wichtig, aber der Spracherwerb kann auch parallel zu einer Arbeitsaufnahme erfolgen. Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich an der Erarbeitung der Handlungsempfehlungen beteiligt haben. Lassen Sie uns diese Empfehlungen jetzt auch gemeinsam mit großem Engagement umsetzen.“

Kultusministerin Julia Willie Hamburg:
„Einen wesentlichen Beitrag zur Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt bilden zum Beispiel berufliche Perspektiven im Bereich der dualen Ausbildung. Wir setzen uns konkret für eine bessere Verzahnung von Berufsbildenden Schulen, Schulträgern, Betrieben, Kammern und der Agentur für Arbeit beziehungsweise der Jugendberufsagentur ein, um jetzt bedarfsgerecht Azubi-Sprachkurse für die Förderung der Sprachkompetenz realisieren zu können.“

Dr. Gerhard Tepe, Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege:
„Der freien Wohlfahrt in Niedersachsen liegt die Integration von Geflüchteten in doppelter Hinsicht am Herzen. Zum einen bieten wir vielfältige Beratung für Migrantinnen und Migranten an und leisten damit einen wichtigen Beitrag bei der Arbeitsmarktintegration. Zum anderen ist die Wohlfahrtspflege eine große Arbeitgeberin in Niedersachsen. Auch als Arbeitgeberin sehen wir die Handlungsempfehlungen als Selbstverpflichtung.“

Johannes Pfeiffer, Bundesagentur für Arbeit – Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen:
„Durch die gezielten Aktivitäten der Agenturen für Arbeit und Jobcenter in den vergangenen Monaten konnten zahlreiche geflüchtete Menschen in Niedersachsen eine Beschäftigung oder Ausbildung aufnehmen. Dazu hat auch die intensivere Vernetzung der Arbeitsmarktakteure im Bündnis NIEDERSACHSEN PACKT AN beigetragen.“

Dr. Mehrdad Payandeh, DGB-Bezirk Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt:
„Mit dem DGB-Projekt ‚NeMiA‘ (Netzwerk Migrantinnen und Arbeitsmarkt Niedersachsen) bringen wir konkret das Thema der Arbeitsmarktintegration migrantischer Frauen auf den Tisch. Wir sensibilisieren Akteur*innen, empowern und vernetzen die Frauen direkt über das Migrantinnenforum des Netzwerks mit dem Ziel guter und qualifikationsgerechter Arbeit.“

Benedikt Hüppe, Unternehmerverbände Niedersachsen e.V.:
„Wichtigste Voraussetzung für eine schnelle Integration ist die Möglichkeit zu arbeiten. Deshalb brauchen wir eine unkomplizierte Anerkennung von Berufsausbildungen, einfache digitale Abläufe sowie individuelle Beratungsmöglichkeiten. Die Unternehmen unterstützen Beschäftigte, die geflüchtet sind und bei ihnen arbeiten, wo sie können. Sie helfen engagiert bei der Wohnungssuche, der Suche nach passenden Sprachkursen oder bei Behördengängen.“

Dr. Hildegard Sander, Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V.:
„Integration in qualifizierte Ausbildung und Arbeit ist eines der Momente, mit dem der Bedarf an Fach- und Arbeitskräften im niedersächsischen Handwerk gemildert werden kann. Hieran arbeiten die Handwerkskammern gern mit und bringen sich entsprechend ein. Mit „IFHa“ (Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk), dem Nachfolgeprojekt von IHAFA, treiben wir die Projektierung ab 2024 weiter konkret voran. Hier werden Menschen und Betriebe gezielt begleitet und unterstützt. Bereits jetzt zahlt sich die Arbeit der Kammern und der Beraterinnen und Berater auch im neuen Projekt aus. Willkommenskultur und Berufseinstieg werden gelebt und vereinfacht.“

Monika Scherf, IHK Niedersachsen:
„Im Bündnis wollen wir möglichst viele Menschen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren. Dazu haben die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) bereits mehrere spannende Pilotprojekte aufgelegt. So zeigt das Projekt „2+1“ aus Oldenburg, dass eine kluge Kombination von Spracherwerb und Ausbildung zum Erfolg führt. Und die IHK Hannover ermöglicht Geringqualifizierten durch unterschiedliche Teilqualifizierungen und Kompetenzfeststellungen ein IHK-Zertifikat, das neue Berufswege erschließt. Solche Beispiele wollen wir im Bündnis weiter ausbauen.“

Prof. Dr. Hubert Meyer, Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Nds.:
„Für die Kommunen in Niedersachsen ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund seit Jahren eine Herkulesaufgabe. Trotz hoher Zugangszahlen und schwieriger Finanzlage ist es gelungen, gemeinsam inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. Städte, Gemeinden und Landkreise fordern, die Bemühungen zur Integration gleichwohl deutlich zu intensivieren. Dazu muss insbesondere der Bund die Mittel zur Sprachförderung erheblich ausweiten, anstatt sie zu kürzen. Das ist kontraproduktiv. Für uns beginnt jeder Integrationsprozess zudem mit dem Willen aller Beteiligten zur Integration.“

Dr. Anwar Hadeed, Arbeitsgemeinschaft Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen – amfn e.V.:
„Wir begrüßen die Impulse zur Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen. Als Dachverband der niedersächsischen Migrantenorganisationen, der das Vertrauen der Zielgruppen genießt und ihre Interessen vertritt, unterstützen und begleiten wir diesen Prozess eng und konstruktiv.“

Bündnis-Website www.niedersachsen-packt-an.de

Die Handlungsempfehlungen finden Sie hier im Link

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